Als
ich das Bild von der Schwangeren - in Gedanken an die
heilige Familie von Bethlehem versunkene - Frau erhielt,
las ich gerade im Blick auf meine Weihnachtspredigt einen
Artikel in einer Zeitschrift mit dem Titel: "Leben
aus dem Herzschlag Gottes". Daraus ein kurzes Zitat:
"Im Kind in der Krippe wird die Liebe Gottes sinnfällig.
In ihm nimmt sie menschliche, sichtbare, leibliche Gestalt
an. Das Kind in der Krippe ist die Frucht der Liebe Gottes
zur Welt. Ganz so, wie jedes Neugeborene die Frucht der
Liebe von Mann und Frau ist... Die Theologie der Liebe
ist eine weihnachtliche Theologie. Bei Lichte bestehen
ist ihr schönstes Symbol nicht das Kind in der Krippe,
sondern der schwangere Leib Mariens - und mit ihr einer
jeden Frau."
Ich wünsche der schwangeren Frau eine glückliche
Geburt und ihrem Kind eine herzliche Freundschaft zum
Kind in der Krippe.
Dr. Kurt Peter Gertz
Kath. Pfarrer in Kaarst
Das
Gesicht verzückt beim Gedanken an das künftige
Da-Sein zu Dritt, die Hände das neue Leben in ihrem
Bauch sicher umschließend - die junge Frau träumt,
ist dennoch ganz im Hier und Jetzt verankert, denn Hände
und Haltung signalisieren schon, was Lebensinhalt eines
jeden erwachsenen Menschen sein sollte: ein Kind zu schützen.
Auch Maria wird geträumt und gehofft haben, als sie
ihr Kind noch in sich trug. Vielleicht weiß sie,
dass es eine schwere Bürde auf sich nehmen wird,
aber in diesem Moment hat sie es vergessen, ist einfach
nur eine Mutter, die ihr kleines Baby schützen will
und voller Freude an seine Geburt denkt.
Helga
Bittner
NGZ-Kulturredakteurin
Eine
junge schwangere Frau sitzt vor dem Nachthimmel, fühlt
mit den Händen nach ihrem Kind, lächelt in sich
hinein und denkt an Maria und Joseph mit dem Christuskind
in der Krippe. Das Gesicht der jungen Frau strahlt Zuversicht
und Freude aus. Ich glaube, dass der Gedanke an die Geburt
Christi der jungen Frau Mut und Kraft gibt, eine schwierige
Situation zu bestehen, oder es ihr möglich macht,
ihrem Kind Mut und Kraft mit auf den Lebensweg zu geben.
Utz Peter Greis
Das
Bild zum 24. Tag spannt den Bogen zum ersten Bild: Die
Menschwerdung des Wortes. Auch wir schlagen deshalb den
Bogen zu unserem Kommentar vom ersten Tag und fügen
hinzu:
Am Anfang steht das Leben! Die Achtung vor dem geborenen
und dem noch ungeborenen Leben. Aber das reicht nicht.
Achten wir darauf, dass die Welt, in die hinein ein Kind
geborenen wird, lebenswert und das Leben liebenswert bleibt
oder wieder wird. Der Schöpfungsgedanke könnte
auch die kulturellen und religiösen Unterschiede
in der einen Menschheit überbrücken helfen und
auch das ökonomische und ökologische Denken
versöhnen.
Ilse und Ludwig Petry, Meerbusch
Glück,
Zuversicht, frohe Erwartung - die junge Frau ist in Gedanken
ganz bei ihrem Kind und ihrer Familie. Die Welt um sie
herum scheint vergessen. Ungewisse Zukunft, Gefahren,
Aufbruch in ein neues, unbekanntes Leben - die werdende
Mutter, die Wilhelm Schiefer zeigt, kann das nicht erschüttern.
Einen besseren Start ins Leben kann es für ein Kind
kaum geben, da werden die materiellen Lebensumstände
zweitrangig. Woher nimmt die Schwangere ihre Zuversicht?
Sie denkt an die Geburt Jesu. Vertrauen, Kraft geschöpft
aus dem Glauben. "Behüte mich wie einen Augapfel,
beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel"
(Psalm 17,8) - Gott verspricht diesen Schutz jedem einzelnen.
Wer darauf vertrauen kann, wer dieses Versprechen annimmt,
schöpft Kraft und Energie auch für die neue
Rolle als Mutter (oder Vater), die wiederum letztlich
nichts anderes bedeutet: Schutz geben wie unter großen
Flügeln. Das ist - alle Eltern werden diese Erfahrung
früher oder später machen - keine leichte Aufgabe...
Frank Kirschstein
In
stiller erwartung auf ein neues leben; hoffnung und frieden,
das vermittelt das bild und das sind die dinge, die wir
menschen uns wohl am meisten wünschen.
Anneli Palmen
Unser
Weihnachtsbaum im Wohnzimmer ist geschmückt, die
Krippe mit Moos aus dem Westerwald reichlich ausstaffiert,
in dem die Schaf- und Ziegenherde mit ihren Hirten und
Hunden sich um die beiden Ställe scharen.. Nun warten
wir auf unsere Familie zur Bescherung. Da passt dieses
letzte Bild des Künstlers zum Wachsenden Adventskalender
wunderbar in unsere Gedanken. Die werdende Mutter strahlt
innig vor Glück über die bevorstehende Geburt
ihres Kindes. Schützend bedeckt sie das werdende
Leben. Sie denkt an die Heilige Familie und freut sich,
bald selbst dafür Verantwortung zu tragen. Auch wir
sind am Ende eines Weges durch den Advent mit dem Künstler,
der uns Höhen wie Tiefen nicht ersparte. "Das
Krippenkind zerbricht alle bisher gültigen Maßstäbe.
Gott ist in diesem Kind so sichtbar Mensch geworden, dass
er alle Zeichen menschlicher Unfreiheit und Hilflosigkeit
an sich trägt, dass er als kleines gewickeltes
Krippenkind in einem Stall in die Welt kommt" (FAZ
vom 23.12.2006 "Aus den Fesseln befreit" von
Heike Schmoll).
Sabine und Herbert Jacobs
Den
größten Teil des Bildes nimmt eine sitzende,
hochschwangere Frau ein. Ihr Körper mit seinen ausgeprägt
weiblichen Rundungen und der stillbereiten Brust leuchtet
weiß vor dem schwarzen, den Sternenhimmel andeutenden
Hintergrund, ihr zur Seite geneigter, fast auf der rechten
Schulter ruhender Kopf ist mit geschlossenen Augen träumerisch
dem über ihr sich wölbenden Himmel zugewandt.
In der dunklen Höhle ihres Bauches, dem ihre gespreizten
Beine Platz geben und den sie mit ihren Händen schützend
und stützend hält, sehen wir weiß dargestellt
das ungeborene Kind in der für die letzten Schwangerschaftswochen
typischen Stellung wie wir es z.B. aus Ultraschallaufnahmen
kennen. Auch die Darstellungsart von Gesicht und Frisur
lassen an eine schwangere Frau in der heutigen Zeit denken.
Der Künstler Wilhelm Schiefer gewährt uns aber
nicht nur einen Einblick in den Bauch der Frau, sondern
auch in ihre Gedanken, die uns nahe
legen, dass es sich
bei der Schwangeren um Maria handelt, die an das bevorstehende
Weihnachtsereignis denkt, die Geburt ihres Sohnes Jesus
Christus im Stall zu Bethlehem. Die Hinwendung ihres Kopfes
zum Himmel und die Verortung der Gedankenszene im Himmel
deuten auf eine Hinwendung zu dem göttlichen Vater
des Kindes und allgemeiner auf die kosmische Bedeutung
des Ereignisses.
Mir
erscheint dieses letzte Bild von Wilhelm Schiefers grandiosem
Adventkalender wie ein erlösender harmonischer Schlussakkord
am Ende eines komplexen, von Rätseln und Dissonanzen
durchzogenen Musikstücks. Ganz beglückend wird
hier die kurz bevorstehende Geburt Christi visualisiert.
Es ist überraschend, dass die Mutter Gottes nicht
mit dem Jesuskind auf dem Schoß dargestellt ist,
wie wir es gewohnt sind, sondern mit dem noch ungeborenen
Sohn in ihrem Schoß. Die Mutter, das Leben-spendende
weibliche Element steht ganz im Mittelpunkt des Bildes.
In dem Gedankenfeld beugt Josef das Knie nicht nur vor
dem Jesuskind in der Krippe, sondern auch vor der Frau,
die es geboren hat. Es bleibt aber auch letztendlich wie
vor jeder Geburt eine gewisse Unsicherheit, ob das Baby
wirklich lebend und gesund zur Welt kommen wird - ob Jesus
wirklich geboren werden wird und - seine Weisung erfüllend
- uns erlösen wird.
Vielleicht mag man sich auch in Anbetracht manch düsterer
Bilder von Wilhelm Schiefers Adventkalender wundern über
die so uneingeschränkt positive Darstellung der bevorstehenden
Geburt Christi. Der Künstler verzichtet z.B. ganz
auf Symbole des Jesus und auch Maria bevorstehenden Leidensweges,
wie wir sie aus vielen Bildern kennen. Wilhelm Schiefer
betont die große Hoffnung, die auf dem Neuanfang
durch die Geburt des Kindes ruht.
Ich denke, dies ist ein Zeichen eines trotz aller bestehenden
Besorgnisse und Kritik, trotz aller pessimistischen Gedanken
tief verwurzelten Glaubens an den Sieg des Guten und die
Überwindung des Bösen. Wer einmal selbst auf
die Geburt eines Kindes gewartet hat, der weiß,
dass kurz vorher in der freudigen Erwartung alle dunklen
Ereignisse in den Hintergrund treten.
Ich
glaube, die Bedeutung des Bildes weist noch hinaus über
die Darstellung des christlichen Ursprungsereignisses.
Geschichten über die Geburt eines göttlichen
Kindes gibt es auch in anderen Religionen und Mythologien.
Gestern im Radio hörte ich die Formulierung vom "weltumspannenden
Mythos des göttlichen Kindes". Und noch allgemeiner
trägt jede Geburt eines neuen Menschenlebens etwas
von der Kraft, der Elementarität und der Hoffnung
der Geburt in sich, die wir an Weihnachten feiern.
Ich wünsche uns allen für die nächsten
Tage die Stimmung, die dieses letzte Bild von Wilhelm
Schiefers Adventkalenders ausstrahlt.
Dr.
Brigitte Splettstößer
Aus
dem Angelus-Gebet der katholischen Kirche:
"...und sie empfing vom Heiligen Geiste" - Maria
öffnet sich hingebungsvoll dem Geist Gottes.
"Und das Wort ist Fleisch geworden ..." - in
ihrem Leib entwickelt sich
der Gottessohn in aller Begrenztheit und Abhängigkeit
des Menschen.
"... und hat unter uns gewohnt." - im Stall
- im Obdachlosenasyl - im
Flüchtlingslager!
Die Frage nach dem Sinn des Ganzen hat sich sicher auch
Maria gestellt und bleibt für jeden von uns im Raume
stehen!
Josef Grüning
"Vergangenheit und Gegenwart, Gegenwart und Zukunft -
die Zeitebenen scheinen zur Ewigkeit zu verschmelzen.
Die Fruchtblase im Bauch, die Gedankenblase über dem
Haupt - hoffnungsvoll in Richtung Zukunft blicken. Das
ist die Botschaft, eine Anregung für alle zum
Weihnachtsfest."
Dr. Christoph Pütz
NGZ-Redakteur für Kaarst
„Maria
in Erwartung der Geburt Jesu? Oder ein Symbol für jede
hochschwangere Frau, die sich ein kleines Stück
Familienfrieden erträumt?“, so die Gedanken von WZ−Volontär
Peter Langer zum 24. Motiv des Adventskalenders
von Wilhelm Schiefer. Westdeutsche Zeitung -
23.12.2006